Was treibt mich gerade um? Nichtvorhandene Langzeitperspektiven in der freien Szene als freischaffende selbständige Künstlerin. Manchmal fühle ich mich Tarzan, der sich mit aufgespraytem Sixpack von Förderung, zu Bewerbung, zu Bahngleisen, zu Auftritten, zu Erfolgen, zu Absagen, quer durch den Kunstförderdschungel Richtung Wutzelt, das steht hinter dem richtigen Zirkuszelt schwingt, um dort..ja was eigentlich?
In den letzten Tagen telefoniere ich mit Kolleg*innen die teils Freischaffend und teils fest an Häusern arbeiten und fasse es so zusammen: Ich möchte nicht ein Zahnrad in einer aus der Form geratenen Maschinerie sein, die sich mit unterbezahlten Stellen, Perspektivlosigkeit (weil keine angepassten Förderstrukturen), nicht zeitgemäßer Bearbeitung von Stoffen, inkompetentem Leitungspersonal und noch einigen weiteren Punkten. Der Tenor ist, wir sind gut, wir wollen uns verbinden, austauschen, wir äußern uns, wir wollen Veränderung. Nur äußern ist zu wenig, deshalb machen wir es selbst. Wir arbeiten in Kollektiven, wir schaffen unsere eigenen Arbeitsbedingungen und denken darüber nach, wie sich das ebenfalls in die Gesamtstrukturen einbinden lässt. Die Strukturen im Kunst und Kulturbereich sind verfahren. Deshalb braucht es Zeit. Ja klar, aber wir möchten arbeiten.
Ich denke, dass Kunst gesellschaftlich verhandelt werden muss. Dass “Spielen” in die Bildung verankert werden muss. Dass die halbvollen Theatersäle schon lange halbleer sind und das Spiel mitten in die Gesellschaft getragen werden muss.
Ein großer Teil der Arbeit die ich als darstellende Künstlerin machen, ist die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Themen, das recherchieren, bearbeiten, filtern derer. Geregelte Arbeitszeiten gibt es hierfür nicht. Der Großteil der Arbeitswelt funktioniert aber anders und da passt das nicht ganz rein.
Disziplin und Ausdauer sind gefragt und dass in rauen Mengen. Manchmal packt man eine Hürde nach der anderen und gleitet bravourös, und manchmal reißt man Hürden mit dem Gesicht voraus nieder und verliert seine Goldzähne.
Es ist nicht alles Gold was glänzt würde Johnny Cash singen. Bitte liebe Freunde der Kunst, des Theaters, des Films, der Künste überhaupt,- wenn ihr das nächste mal einen freischaffende/n Schauspieler*in oder zusammenfassend darstellende/n Künstler*in in der freien Wildbahn antrefft, fragt doch einfach mal nach, wie sieht überhaupt deine Arbeit aus und was beinhaltet die?
Einfach um anzufangen, dass sich die Sicht auf diese Arbeits- und Lebensrealität verändert.
Kleine Neujahrsnachwehen.
Ich küsse eure Herzen und freu mich auf Kommentare.
Bussi, S.