(Foto: Bühnenbild zu “Gastfrau - Zwischen Heim und Weh)
Eine Box wird geöffnet, eine weitere Schwelle überschritten, darunter wieder eine Box, wieder eine Box, wieder eine Box. Schicht für Schicht wird abgelegt, mehr Wahres und Nahes kommt zum Vorschein und es wird unschön, roh und darum gekämpft, noch mehr Schichten frei zu legen. Künstlerisch kollektives arbeiten fordert heraus und kann, wenn das gemeinsame Ziel über allem steht, wirklich bereichernd sein. Eine Idee wächst, wächst in der gemeinsamen Zusammenarbeit über sich hinaus, man selbst stellt sich dem Projekt zur Verfügung und boom-Heureka!
Immer wieder kleine “Heurekamomente” und dazwischen schleicht sich ab und an eine süße, zähe Teigmasse an Herausforderungen leise an. Ob durch von außen gegebene Verbindlichkeiten gegenüber Förderstellen, dem eigenen Kollektiv, dem persönlichen Anspruch, jemandem oder etwas gerecht zu werden, der eigenen Leistung und Hingabe oder ganz einfach im alltäglichen Wahnsinn der Selbständigkeit aka Freischaffende in den darstellenden Künsten zu überleben.
Und irgendwann kommt der Moment, in dem sich all die Arbeit, Hingabe, die Zweifel, Ängste und Herausforderungen, kleiner und weniger beängstigend werden. Und das passiert, wenn man sich verbindet und unverblümt mit KollegInnen austauscht und hinter seiner eigenen Art zu “Machen” voll und ganz steht. Das verändert sich immer wieder, geht mal verloren und manchmal ist es da, ganz klar.
Auf diesen Wegen braucht man ein Netzwerk. Menschen die mit dir gehen, wenn man sich gegenseitig hochzieht und verbindlich zeigt. Und offen und ehrlich darüber zu sprechen, wenn es manchmal einfach nicht so läuft.
Die letzten Wochen und Monate durfte ich mit dem Katharsis Kollektiv das dokumentarische Theaterstück “Gastfrau - Zwischen Heim und Weh” (Stückinfo) proben und spielen. Nicht nur die Geschichten im Stück von türkischstämmigen und deutschen Menschen zeigen auf, dass Zusammenleben nur funktioniert, wenn man “…anerkennt, dass mein Gegenüber eben eine andere Geschichte hat, die man nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern verstehen lernen will….” sondern im weitesten Sinne übertragbar auf das Theater/ Kunst im Allgemeinen ist,- Perspektiven aus verschiedensten Blickwinkel betrachten, Realitäten aufzeigen um über bereits Vorhandenes hinauszuwachsen.
Wir wurden mit Einigem im Schaffensprozess konfrontiert, persönlich und strukturell und hat uns gezeigt,- wir wollen vor allem erzählen und Möglichkeiten einer gegenwärtigen Zukunft aus weiblicher Perspektive schaffen.
Zusammenarbeiten im Kollektiv, wo unterschiedlichste KünstlerInnen aufeinandertreffen, hat eine enorme Schubkraft und holt einem aus sich selbst raus. Perspektivenwechsel und immer mehr,-wer bin ich als Künstlerin und was bringe ich in einer Zusammenarbeit mit?
Auf diesem Wege ein verdammt fettes und von Herzen großes Danke an all meine WegbegleiterInnen da draußen ♥️ Ich küsse eure Herzen.
Netzwerktipps für KünstlerInnen:
Bussi, Sarah